Summerwinds Münsterland
Tabea Debus & Alon Sariel: Sounds Familiar
27.07.2022
„Aus der Seele muss man spielen und nicht wie ein abgerichteter Vogel“, schrieb C. P. E. Bach, und „die Musik müsse vornehmlich das Herz rühren“. Das subjektive Empfinden stellte er damit gegen das barocke Regelwerk und dessen objektive Strukturen, die angebliche „Verkopftheit“ der Kompositionen seines Vaters Johann Sebastian. Sounds familiar – klingt bekannt: Ein klassischer Vater-Sohn, ein Generationenkonflikt? Doch die Hochachtung blieb, auch wenn C.P.E., nicht sein Vater, zu Lebzeiten „der Bach“ war und ein Star.
Sie spielen aus der Seele: Tabea Debus und Alon Sariel, mehrfach ausgezeichnete, international renommierte Solist:innen. Sie haben ihre Lieblingsstücke von Komponisten aus drei großen Musikerfamilien des 18. Jhs versammelt und, wo nötig, für ihre Instrumente bearbeitet, fantasievoll und gekonnt, klangprächtig und spannungsreich.
Silvius Leopold Weiss galt zu seiner Zeit als der beste Lautenvirtuose Europas. Nicht nur für seine Technik, auch für seine Improvisationskunst – er improvisierte mit J. S. Bach um die Wette – bewunderte man ihn. Kein Wunder, dass seine Fantasie mustergültig wurde und heute zum Standardrepertoire von Laute und Gitarre gehört. Ein Höhepunkt der Gattung auch Telemanns Fantasien, die der Patenonkel C.P.E. Bachs für Gambe bzw. Flöte solo schrieb. Die Oboensonaten von Joh. Sigismund Weiss, dem jüngeren Bruder Silvius Leopolds, klingen mit Blockflöte ebenso frisch wie die galanten Melodien der Harfensonate C.P.E. Bachs. Ein muntres Verwirrspiel der Emotionen. Innig H. Ignaz Franz von Bibers Passacaglia, ursprünglich der Violine-solo-Abschluss seiner Rosenkranz-Sonaten zu Ehren der Gottesmutter Maria. Ein Ohrwurm, die absteigende Viertonreihe im Bass. Die Passacaglia heißt auch „Schutzengelsonate“: Wie dieser den Menschen im Leben so begleitet das Bassmotiv die Melodie in ihrem Lauf. Gute-Laune-Musik, das Presto von Carl Heinr. Biber, Ignaz Franzens weniger berühmtem Sohn. Französische Leichtigkeit in der E-Dur Partita von Bach Senior, melancholische Tiefe und heitere Gelassenheit in c-Moll. Ist Joh. Sebastian wirklich so weit weg von seinem Sohn? Wollte doch auch er, außer zur Ehre Gottes, „zur Rekreation des Gemüths“ musizieren. Wo aber „dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Musik, sondern ein teuflisch Geplärr und Geleier.“
Besetzung
Tabea Debus Blockflöten Alon Sariel Laute
https://www.tabeadebus.com/ | https://www.alon-sariel.com/
Programm
Joh. Sebastian Bach (1685-1750)
Partita, BWV 1006*
Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Fantaisie pour la Basse de Violle Nr. 1, TWV 40:26*
Johann Sigismund Weiss (1690-1737)
Siciliano
Silvius Leopold Weiss (1687-1750)
Fantasia in c-Moll
Joh. Sigismund Weiss (1690-1737)
Sarabanda
Heinr. Ignaz Franz von Biber (1644-1704)
Violin Passacaglia aus den Rosenkranz-Sonaten*
Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Sonate für Harfe in G-Dur, Wq. 139 / H 563*
Georg Philipp Telemann
Fantasia per il Flauto senza Basso Nr. 11 (TWV 40:12)
Carl Heinr. Biber (1681-1749)
Presto*
Joh. Sebastian Bach
Sinfonia, BWV 156* | Suite, BWV 997
* arr. von Tabea Debus und/oder Alon Sariel
Zeit und Ort
27.07.2022, 20:00 Uhr
St. Anna-Kapelle Höpingen, Rosendahl-Darfeld
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