Javkhlan Ariunbold
2024
Javkhlan Ariunbold wird für die kritische, sinnliche und originäre Bildsprache ausgezeichnet, die sie in ihren Zeichnungen, Gemälden, Videos und ortsbezogenen Installationen für einen zentralen Konflikt der Gegenwart findet. Immer wieder thematisiert die 34-Jährige die Konfrontation zwischen dem respektvoll-bewahrenden Verhältnis zur Natur, wie es etwa animistische Naturreligionen in Wort, Musik, Bild und Tat praktizieren, und der rücksichtslosen Ausbeutung der Natur, die eine ressourcenhungrige Industrie und Technologie im Verbund mit einem kapitalistischen Wirtschaftssystem und einer ökonomisch orientierten Politik betreiben. Exemplarisch findet dieser Konflikt derzeit in Javkhlan Ariunbolds Herkunftsland, der Mongolei, statt. Die vom Untergang bedrohte Kultur der dortigen Nomaden entdeckt die in Deutschland lebende und hier akademisch ausgebildete Künstlerin für die westliche Kunst. Weit davon entfernt, ihr mongolisches Erbe auszubeuten und zu appropriieren oder als Exotismus auszustellen, bewahrt sie es und führt es in die Zukunft, indem sie es in ihren eigenen Arbeiten respektvoll transformiert, weiterentwickelt und für die Gegenwart neu erzählt. Denn in Auseinandersetzung mit den Mythen und traditionellen Gesängen, Zeichnungen, Ritualen und handwerklich-künstlerischen Techniken der zentralasiatischen Nomaden und zugleich im Hinblick auf die zeitgenössische Kunst des globalen Nordens hat Ariunbold ihre eigene Bildsprache entwickelt – als eine so eigenständige wie ansprechende, originelle und provozierende Synthese.
Susanne Schulte, Laudatio GWK-Förderpreis Kunst 2024
Künstlerin
JAVKHLAN ARIUNBOLD (*1990 Ulaanbaatar, Mongolei) studierte von 2011 bis 2018 Freie Kunst an der Kunstakademie Münster. Sie war dort Meisterschülerin von Prof. Cornelius Völker. Von 2020 bis 2024 absolvierte sie ein Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln.
Jury
Dr. Susanne Conzen Leiterin der Städtischen Galerie Lüdenscheid
Sara Dietrich Leiterin des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, Hörstel-Gravenhorst
Noor Mertens Direktorin des Kunstmuseum Bochum
Roland Nachtigäller Geschäftsführer der Stiftung Insel Hombroich