Summerwinds Münsterland
Kebyart Ensemble: Memories
04.08.2022
„Memories“ – Erinnerungen, an- und erregend evoziert von einem der jüngsten und vielversprechendsten Saxophonquartette Europas. Als Rising Star der ECHO, des Zusammenschlusses großer europäischer Konzerthäuser, legte Kebyart gerade eine erfolgreiche Europatournee in ihren renommierten Sälen hin.
Der Ensemblename, das Kofferwort „Kebyart“ – aus art für „Kunst“ und kebyar für „plötzlich aufflackern, aufplatzen“ –, steht für die Aufführungsästhetik der vier Katalanen. Er kommt von Gamelan Gong Kebyar, dem Namen des prominentesten zeitgenössischen Musikstils auf Bali, der auf die explosiven Kontraste in Klangfarbe, Dynamik und Tempo dieser Musik weist. Die aber sind nur möglich, wenn alle Spielenden zu einer einzigen Einheit verschmelzen – so wie die Kebyarts.
Kebyart hat Werke von der Romantik bis heute, die Vergangenes bewahren, indem sie es innovativ verarbeiten, auf dem Programm. Beschwingt, verspielt Strawinskys „Pulcinella“, eine neoklassizistische Ballettmusik. Darin nimmt er Pergolesis Vertonung eines Commedia dell’arte-Librettos auf und mit Pulcinella den Charakter des Hanswurst oder Kaspar dieses Volkstheaters. „Pulcinella“, so Strawinsky, „war meine Entdeckung der Vergangenheit, die Epiphanie, durch die mein späteres Werk möglich wurde. Selbstverständlich war es ein Blick zurück – die erste von vielen Liebesaffären in jene Richtung –, aber es war auch ein Blick in den Spiegel.“
Florent Schmitts expressives Saxophonquartett ist bahnbrechend für die Gattung und inspirierend für andere Komponisten, seine Klangsprache so individualistisch wie mitreißend und komplex. Er hat das Quartett 1941 für Marcel Mule (1901–2001) geschrieben, der als erster ein Ensemble aus vier Saxophonen gebildet hatte. Um dieses Stück zu spielen „muss man fast wie ein Chamäleon sein – und total flexibel. Im Bruchteil einer Sekunde muss man manchmal von robustem, dabei sanftem Spiel wechseln zu lyrisch-extrovertiertem Gesang“ (Kebyart).
„Mit den Fingern singt“, wie Fanny Mendelssohn sagen würde, Kebyart die „Lieder ohne Worte“ der Mendelssohn-Geschwister. Ihre expressiv-liedhaften, scheinbar schlichten und eingängigen Klavierstücke bezaubern auch auf vier Saxophonen. „7 Capricci“ hat Jörg Widmann für Kebyart geschrieben, sieben „Launen“, die sich in Musik artikulieren, welche geräusch- oder choralhaft ist, Walzer und Zirkusmusik anspielt. Der Dichter und Musiker F. G. Lorca bearbeitete für die Theatergruppe La Barraca spanische Volkslieder; eines davon, „Sólo e misterio“, hat der junge mallorquinische Komponist Pérez-Villega für Saxophonquartett arrangiert.
Besetzung
Kebyart Ensemble: Pere Méndez Sopran Víctor Serra Alt Robert Seara Tenor Daniel Miguel Bariton
Programm
Igor Strawinsky (1882–1971)
Suite de Pulcinella (Bearb. Kebyart)
Florent Schmitt (1870–1978)
Quatuor pour saxophones op. 102
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Fanny Mendelssohn (1805–1847)
Lieder ohne Worte (Auswahl, bearb. Kebyart)
Jörg Widmann (1973*)
7 Capricci für Saxophonquartett
Joan Pérez-Villegas (1994*), Federico García Lorca (1898–1936)
Sólo e misterio. Aus: Canciones antiguas españolas
Zeit und Ort
04.08.2022, 20:00 uhr
kult, Vreden
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