So (an)sprechend wie ihre Titel ist die Musik der Kompositionen des Kamancheh-Virtuosen Misagh Joolaee, dessen drei CDs mit dem begehrten Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet wurden. Warum ihn die iranische Stachelgeige so fasziniert? „Dazu kann ich ein Buch schreiben! Kurz: ihr Klang ist für mich Sinnbild menschlicher Seelenzustände. Die Kamancheh hat einen introvertierten, nasalen, brüchigen, in sich gekehrten Klang, der nicht brillant und leuchtend ist, wie etwa der Ton einer Geige. Gerade das ist jedoch das Faszinierende. Denn er ähnelt einer normalen Menschenstimme, in der Verzweiflung, Unsicherheit, Freude, aber auch Hoffnung Klang werden.“

Misagh Joolaee, der bei den großen Virtuosen Persiens studierte und beim Bliss die Kamancheh in mitreißenden Eigenkompositionen vorstellt, beherrscht die traditionellen Spieltechniken virtuos und hat dazu neue entwickelt, z. B. Doppelgriffe oder Pizzicato-Techniken à la Paganini. Am liebsten hat er komplexe ungerade Rhythmen; erprobte Symmetrien transformiert er und bringt sie, wie er sagt, „zum Atmen“. Hier und da hat er sich von der Lyrik der persischen Dichter und Mystiker Hafis und Iraqi inspirieren lassen. Mitunter auch von Bach?

Misagh Joolaee wurde, bevor er europäische Musik studierte, klassisch persisch ausgebildet an Geige, Setar, Tar und Kamancheh. Schon mit 13 Jahren beherrschte er das traditionelle Repertoire „Radif“, eine feste Sammlung melodischer Figuren, die individuell verziert werden. Der vielseitige Musiker tritt als Solist, im Joolaee Trio und mit renommierten Sinfonieorchestern auf.

Musiker

Misagh Joolaee Kamancheh
Misagh Joolaee | Official Homepage

Programm: Negarin

Pish az Sobh Vor dem Morgengrauen
Khalvat-Gozideh Eremit
Geworfenheit
Do Sargardaan Zwei Umherirrende
Negarin Verzierungen
Shabe Djodaie Nacht der Trennung
Aus dem Frühling

Zeit und Ort

06.10.2023, 20:30 Uhr, Beat Club Greven
Keller der Gaststätte „Goldener Stern”
Martinistr. 2, 48268 Greven

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